„Usbekistan? Was willst du denn da?“ Das war die häufigste Reaktion auf die Ankündigung meiner nächsten Reise im Bekanntenkreis. Und in der Tat stand ich damit nicht allein. Den meisten Mitreisenden ging es vorab ähnlich, wie sich später herausstellen sollte. Mein persönlicher Reisegrund war banal: Ich liebe es einfach, Neues zu entdecken und die Republik Usbekistan war bis dato so etwas wie ein blinder Fleck auf meiner Landkarte.
Also Koffer gepackt und frei von jeder Erwartungshaltung ging es los. Das ist auch das Schöne an einer organisierten Gruppenreise. Ohne lange Planung oder große kulturelle Vorbereitung konnte ich mich einfach ins Abenteuer und in die Hände des hoffentlich kompetenten Reiseleiters fallen lassen. Der Fall war butterweich, wie sich herausstellen sollte. Denn unser usbekischer Reiseleiter Dilshod Asimov legte sich mächtig ins Zeug, uns sein Land in allen Facetten zu zeigen, Hintergründe zu erklären, Kulturelles in (sehr!) unterhaltsame Geschichten zu verpacken und aus allem auch noch das letzte bisschen Erlebnis herauszukitzeln.






Besonders bemerkenswert ist die Miniaturmalerei, die vielerorts angeboten wird. Mit filigranen Pinselstrichen erschaffen die Künstler in stundenlanger Feinarbeit kleine und große Meisterwerke. Es ist leicht, sich beim Besuch des Ateliers des Künstlers Davron Toshev in den detailreichen Bildern zu verlieren. Als kleine Entspannungsübung dürfen wir auch selbst den Pinsel schwingen und ein kleines Bild von Granatäpfeln mit Aquarell auf Seidenpapier zaubern – angeleitet vom Meister persönlich.

Auch im Ferganatal bekommen wir später noch Eindrücke zur Lebensart. Beim Besuch einer kirgisischen Familie schlägt uns einmal mehr die unglaubliche Gastfreundschaft des Landes entgegen, als uns erst Kinder auf der Straße freudig hinterherlaufen und sich später an einer Hoftür eine lächelnde Usbekin zeigt: alle mit Händen und ganzen Schüsseln voller Kirschen, die sie uns anbieten wollen. Gerne dürften wir auch hereinkommen – wir, die völlig fremde und nicht gerade kleine Reisegruppe. Solche Begegnungen haben wir immer wieder in Usbekistan. Wenn ich nur eine Erinnerung an das Land nennen dürfte, die mich letztlich am meisten beeindruckt hat, dann würde wahrscheinlich diese unglaubliche Herzlichkeit der Menschen sogar den beeindruckenden Bauten den ersten Rang ablaufen.


