Entdecken Sie das Khwe Cultural Village


Rund 4.000 Khwe leben in Namibia. Sie sind Teil einer ursprünglichen Jäger- und Sammlerkultur aus der Khoisan Sprachfamilie. Die Volksgruppe der Khwe hat eine turbulente Geschichte hinter sich, die geprägt ist durch Umsiedlung, politischen Einschränkungen und Marginalisierung durch andere, größere Volksgruppen. Das 2007 von der Regierung verhängte Jagdverbot raubte den Khwe schließlich ihre Nahrungsquelle und ihre Identität.

Stellen Sie sich vor, Ihnen würde die einzige Fähigkeit genommen, die Sie Ihr Leben lang mit Herz und Seele ausgeübt haben. Die auch schon Ihre Vorfahren immer hatten und von der Sie überzeugt waren, sie an Ihre Kinder weiterzugeben. Das entwurzelt Sie.

Ohne kulturelle Identität droht Perspektivlosigkeit

Die Entwurzelung einer Gemeinschaft bringt die Auflösung ihrer Kultur mit sich sowie Verunsicherung darüber, wie Nahrung beschafft werden soll und ein Lebensunterhalt erwirtschaftet werden kann. Es folgt die Flucht in Alkohol und Kriminalität. Verloren geht einzigartiges Wissen über Tier- und Pflanzenwelt. Die Expertise der Khwe im Fährtenlesen ist ein kulturelles Erbe, das für immer verschwinden wird.


Landwirtschaft und Tourismus als Ausweg

Khwe beim Gartenbau in Namibia | GebecoMit einem komplexen Förderprogramm unterstützt Gebeco gemeinsam mit Futouris und der Gebeco-Agentur African Travel Concept (ATC) sowie lokalen Partnern seit 2013 eine Khwe-Gemeinde mit 15 Familien im Bwabwata-Nationalpark im Nordosten Namibias. Unser gemeinsames Ziel: Das einzigartige Wissen der Gemeinschaft zu bewahren und durch Tourismus- und Landwirtschaftskonzepte neue Einkommensquellen zu sichern.

Cultural Village

Khwe in traditioneller Kleidung in Namibia | Gebeco

Das Cultural Village ist ein selbst tragendes Schulungs- und Besucherzentrum. Mit dem Besucherdorf generieren die beteiligten Khwe ein finanzielles Einkommen. Zusätzlich haben sie hier einen Ort, an dem sie ihr Wissen, ihre Traditionen und Bräuche sowie die Fähigkeit, im Einklang mit der Natur zu leben, weitergeben können – an nachfolgende Generationen genau wie an Reisende und Besucher. Unterstützung hat die Gemeinde bei diesem Projekt von der Living Culture Foundation Namibia (LCFN) erhalten. Die LCFN setzt sich für Entwicklung in ländlichen Gebieten Namibias ein, indem sie lokale Gemeinschaften dabei unterstützt, die Bewahrung und Weitergabe ihrer traditionellen Kultur mit der Schaffung neuer Einkommensmöglichkeiten im Tourismussektor zu verbinden.

Ihr Besuch im Cultural Viallage

Traditionelle Schmiedekunst der Khwe in Namibia | Gebeco

Auch Sie können auf unserer Namibia Reise „Naturschätze im südlichen Afrika“ im Cultural Village die faszinierende Welt der Khwe kennenlernen. Das Cultural Village ist für die Khwe eine der letzten Möglichkeit, ihre traditionellen Werte und Fähigkeiten an die nächste Generation weiterzugeben. Das Dorf besteht aus einigen traditionellen Grashütten, um die herum die ursprüngliche Lebensweise und vorkoloniale Kultur der Khwe verdeutlicht wird. Reisende erleben hier traditionelle Tänze, erhalten Einblick in die Ahnenwelt und sehen, riechen und fühlen das historische Leben der Khwe. Dabei legen die Khwe großen Wert darauf, dass die alte Jäger-und-Sammler-Kultur genau so wie früher und so authentisch wie möglich präsentiert wird.

Viele der angebotenen Programme sind interaktiv, beispielsweise können Gäste sich am Schmieden eines Pfeiles versuchen oder ein Armband aus Papyrus herstellen. Natürlich zählt auch eine kurze Wanderung durch den Busch, in dem durch die Nähe zum Nationalpark häufig Antilopen und andere Wildtiere vorkommen, zum Programm dazu. Hier demonstrieren die Khwe ihre exzellenten Fähigkeiten im Spurenlesen und Fallenstellen.

Ausbildung Spurenleser

Junge Khwe wurden ausgebildet, um Touristen das Fährtenlesen in der Wildnis zu vermitteln. Zudem wurden zwei Vertreter der Khwe-Gemeinde vom lokalen Partner Elephant Human Relations Aid (EHRA) in einem Train-the-Trainer-Workshop als Elefantenwächter geschult, um die kontinuierliche Umsetzung von Maßnahmen und die Weitergabe von Wissen in der Community zu ermöglichen. Regelmäßig werden weiterhin Schulungen durchgeführt, um sicherzustellen, dass das traditionelle Wissen der Ältesten an die jüngeren Generationen weitergegeben wird. Das Training beinhaltet auch die Führung und Interaktion von / mit Jugendlichen, Besuchern und Touristengruppen.

Brunnen-Bau für eine stabile Wasserversorgung

Khwe bei der Spurensuche in Namibia | Gebeco

Im vergangenen Frühjahr haben Futouris, Gebeco, ATC Namibia und das Helping Hands-Programms der TUI Care Foundation, die Khwe Gemeinde bei der Finanzierung eines Bohrlochs und dem Bau eines Brunnens unterstützt. Dank des Brunnens können die Khwe Gemüse auf ihren Feldern anbauen. Zuvor mussten die Gemeindemitglieder ihr Wasser vier mal täglich per Eimer aus dem ca. 1 km entfernten Kavango Fluss holen. Der Weg dorthin ist sehr mühsam und das Wasser reicht gerade für den täglichen Bedarf, nicht aber zur Bewässerung von Pflanzen. Nun wird das Wasser mühelos aus dem Bohrloch mit Hilfe einer Solarpumpe in die großen Wassertanks im Dorf der Khwe gepumpt. Die Khwe Gemeinde hat zudem das nötige Wissen darüber, wie das System inkl. Pumpe funktioniert, sodass sie es selbst Instand halten kann. Das Bohrloch kommt natürlich nicht nur den 15 Khwe-Familien zu Gute, sondern auch den in den umliegenden Dörfern lebenden Ethnien.

Mit Chilis für bessere Lebensbedingungen

Khwe beim Kochen von Chillies in Namibia | Gebeco

Das „Khwe-Elefanten-Projekt - Mit Chilis für bessere Lebensbedingungen“ unterstützt die Khwe im friedlichen Zusammenleben mit Wildtieren. Denn Elefanten kommen regelmäßig in die Gegend des Dorfes, zerstören die Felder der Khwe und verschmutzen die Trinkwasserquellen. Auch Wassertanks werden durch die Tiere auf der Suche nach Trinkwasser umgeworfen, ganze Trinkwassersysteme werden so zerstört. Die Khwe-Gemeinde hat durch das Projekt und einen Train-The-Trainer-Workshop gelernt, Elefanten friedlich abzuwehren, indem sie mit einer Mischung aus Moteröl und Chilis getränkte Lumpen an die Zäune ihrer Felder hängen. Der intensive Geruch hält die Wildtiere fern.

Landwirtschaft und Hühnerzucht

Khwe beim Bau einer Vogelscheuche in Namibia | Gebeco

Um langfristig auch unabhängig vom Tourismus leben zu können, wurden mit dem Anbau von Gemüse und der Hühnerzucht weitere Einkommensquellen geschaffen. Als traditionellen Jägern ist der Ackerbau und die Viehzucht nicht Teil der Lebenswelt der Khwe. Daher wurden zahlreiche Workshops und Schulungen durchgeführt, um den Familien die Prinzipien der Landwirtschaft näher zu bringen. Denn die Böden in der Region eignen sich bestens für den Anbau von Obst und Gemüse. Bisher haben die Khwe Mais, aber auch Rote Beete, Möhren und Kohl angepflanzt. Auch Tomaten, Zwiebeln und Kürbisse, werden angebaut, da diese besser gedeihen und so häufiger geerntet werden können. Auch ein Zaun wurde errichtet, der die Pflanzen vor ungebetenen Gästen schützt und an dem die Öl getränkten Chilli-Lumpen befestigt werden können. Zum Schutz vor Blauäffchen, die vom Zaun nicht abgeschreckt werden, haben die Khwe eine Vogelscheuche gebaut, die nun die Felder „bewacht“.

Die Hühnerzucht ermöglicht es den Khwe-Familien, die überschüssigen Eier zu verkaufen, um Hühnerfutter und Saatgut zu erhalten. Zudem gilt Hühnerfleisch als Delikatesse bei den Khwe.


Wie können Sie unterstützen?

  • Besuchen Sie das Khwe Cultural Village. Die Einnahmen nutzen die Khwe bspw. für den Kauf von Saatgut.
  • Kaufen Sie eines von den Khwe hergestellten Souvenirs als Mitbringsel für zuhause.
  • Erzählen Sie Ihrer Familie, Ihren Freunden und Bekannten vom Cultural Village.