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Alpen-Crossing zu Fuß

Vom Königssee in Deutschland zu den Drei Zinnen in Italien

Ein Lebenstraum geht in Erfüllung

Einmal zu Fuß die Alpen queren: von der Nordseite zur Südseite. Einmal im Leben ein erfolgreiches Alpen-X in meinen Lebens-Rucksack packen! Das war immer ein Traum für mich, bis ich es endlich getan habe. Wie fühlt sich das an? Dieser Moment, es endlich geschafft zu haben? Hier auf der anderen Seite zu stehen, getragen von meinen eigenen Füßen, mit dem eigenem Gepäck auf dem Rücken? Mein Herz jubelt, mir kommen die Tränen. So geht es allen in der Wandergruppe, es gibt kaum ein schöneres Gefühl, ein Gefühl der absoluten Erfüllung. Wir sind am Ziel, wir haben es gemeinsam geschafft! (Ein Reisebericht von Michael Knapp, CCO von Gebeco)

Unser Geschäftsführer Michael Knapp steht am Fuße der legendären Felsformation „Drei Zinnen“ im gleichnamigen Nationalpark der Dolomiten in Italien. Vor sieben Tagen ist er mit einer Gruppe Mitreisender am Königssee bei Berchtesgaden gestartet, eine Woche schweißtreibender Gebirgswandertage liegt hinter ihnen. Von Hütte zu Hütte durch drei Länder: Deutschland, Österreich und Italien oder kulinarisch betrachtet: vom Bier zum Wein, vom Kaffee zum Espresso. Durch drei ganz unterschiedliche Nationalparks: das „Steinerne Meer“, am Großglockner vorbei durch die „Hohen Tauern“ bis zum krönenden Abschluss im Nationalpark „Drei Zinnen“. Am Ziel angekommen schreibt er uns per WhatsApp:

Gesund, müde, stolz und überglücklich fallen wir uns in die Arme. Ja, diese Mehrtageshochtour war eine berührende Begegnung mit der Natur, mit uns selbst und mit den neuen Wanderfreund*innen unserer Wandergruppe! Wundervoll!

In diesem Blog-Artikel nimmt Michael uns mit auf seine Reise: von der Vorbereitung übers Packen bis zum Kampf um die Höhenmeter. Bestimmt könnt ihr von dem ein oder anderem Tipp profitieren für euren nächsten Wanderurlaub.

Alpen-Traversale – Glück in 5 Dimensionen

Erste Dimension: Die Vorfreude

Mitten im Corona-Lockdown  im Winter 2021 fiel unsere Entscheidung ganz spontan. Jetzt oder nie: Die „Kinder“ sind aus dem Haus, mit Mitte 50 bin ich noch fit genug und in Europa wird Reisen im Sommer 2021 hoffentlich wieder möglich sein. Eine Durchquerung der Alpen stand schon immer ganz oben auf der langen Liste der „must haves“ in meinem Leben. Welche Route soll es sein? Gehen wir auf eigene Faust oder in einer geführten Gruppe? Wie bereiten wir uns auf die Herausforderung vor?

Gute Vorbereitung ist die halbe Vorfreude!

Um die Tour genießen zu können, um mit Freude die täglichen Anstrengungen zu meistern, ist ausreichende Kondition unabdingbar. Ab jetzt heißt es: laufen, laufen, laufen – soweit es geht, soviel es geht am besten mit Gepäck. Da wundert sich ein kleiner Junge an der Ostsee-Küste (wo wir leben) und fragt seine Eltern: „Mama, was machen denn die beiden Bergsteiger mit ihrem Rucksack hier?“. Wir lachen und gehen weiter, auch bei Wind, Regen und schlechtem Wetter. Denn es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung. Und auch da gibt es nur eine Devise: Wir wandern mit leichtem Gepäck! Maximal 8 kg sollen über die Berge genügen, Zwiebel-Look ist angesagt, Merino-Wolle eine natürliche Wunderfaser, die wärmt und temperiert, sogar in nassem Zustand. Mit jedem Tag steigt die Vorfreude, weichen die Zweifel: „Ja, wir schaffen das, wir freuen uns drauf!“

Unser Wanderreise-Empfehlungen

Zweite Dimension: Die Wahl der perfekten Route

Gewählt haben wir eine anspruchsvolle Route abseits der viel begangenen „Klassiker“, aber gespickt mit alpinen Highlights: Die Tour beginnt am Königssee in Deutschland, am Fuße des sagenumwobenen Watzmann und führt vorbei am kältesten Ort Deutschlands (Funtensee), über das „Steinerne Meer“ nach Österreich. Dort geht es in den kommenden Tagen weiter entlang des Großglocknermassivs, mit 3.798 m der höchste Berg Österreichs, in die unberührten Villgrater Alpen. Von hier führen weitere Anstiege schließlich zum krönenden Abschluss, dem Übergang nach Italien in eine der beeindruckendsten Bergwelten der Alpen, die Dolomiten.

Warum haben wir diese Route gewählt?

Erstens: Wir wollen die Alpen überqueren, das ist ja das Besondere! Eine sogenannte Alpen-Traversale ist keine Gipfel- oder Grat-Wanderung, sondern folgt Jahrtausende alten Pfaden, die die Menschen seit jeher nutzen, um den 150-200 km breiten Hauptalpenkamm in Nord-Süd-Richtung zu überqueren. Früher waren die Motive der Menschen für eine Alpen-Durchquerung vielfältig: Es hatte religiöse, ökonomische oder militärische Gründe, jedoch niemals Freizeit-Charakter! Die ersten beiden Etappen verlaufen auf der Jahrhunderte alten, höchstgelegenen Wallfahrt Europas, vom Kloster St. Bartholomä am Königssee über das Steinerne Meer nach Maria Alm in Tirol. Die Etappen vom dritten bis fünften Tag folgen alten römischen Handelspfaden, die schon die Römer für den Warentausch nutzten, um Gewürze oder Tücher vom Mittelmeer nach Nordeuropa zu bringen und auf dem Rückweg wertvolle Bodenschätze wie z. B. Salz nach Süden zu transportieren. Mir wird bewusst, dass wir auf Wegen gehen, die noch bis vor ca. 150 Jahren die einzigen Nord-Süd-Verbindungen durch die Alpen waren. Alles musste auf diesen Wegen zu Fuß und mit Lasten-Tieren mühsam über die Berge geschafft werden! Was für eine Leistung!

 

Zweitens: Wir suchen eine abwechslungsreiche Route. Diese Tour führt uns durch vollkommen unterschiedliche Gebirgsformationen - vom Wasser bizarr ausgewaschenes Kalkgestein im „steinernen Meer“, hoch aufgeschobenes Urgestein und Granit rund um den Großglockner sowie von Erosion geprägte, senkrechte Felsformationen des Dolomit-Gesteines. Genau solch eine Hochgebirgsroute auf bis zu 2.800 m Höhe ermöglicht Ausblicke, die einem den Atem rauben. Aber Achtung: Ausdauer, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind auf dieser Tour ein „Muss“, denn wir wandern an jedem der sieben Tage mindestens sechs bis acht Stunden und bewältigen dabei durchschnittlich 1.000 Höhenmeter pro Tag!

Drittens: Wir wollen nicht im Hotel übernachten, sondern eine echte Hütten-Tour gehen und alles Gepäck selbst transportieren. Ohne fremde Hilfsmittel mit eigenen Mitteln die Welt erkunden. Viele Hütten sind nur zu Fuß erreichbar, alles muss von Menschenhand dorthin transportiert werden. Uns Bergwanderern wird plötzlich klar, was wir häufig vergessen: Wasser, Nahrung, Getränke und ein warmes und trockenes Nachtlager sind absolut keine Selbstverständlichkeit, es wird nach einer schweißtreibenden Wanderung zum puren Luxus! Wir wollen die Natur wirklich spüren und raus aus der Komfort-Zone der Zivilisation. Ich bin sicher: nur so lassen sich die Größe der Berge, die inspirierende Kraft der Bergwelt und auch die archaischen Naturgewalten unmittelbar richtig erleben.

Dritte Dimension: Begegnungen mit der Natur

Flora, Fauna und Wetter ändern sich in den Alpen permanent. Aufgrund der klimatischen und räumlichen Unterschiede dies- und jenseits von hohen Gebirgszügen auf engstem Raum. Daher lohnen sich eine gute Planung und eine sorgfältige Wetter-Prognose durch Bergführer, meteorologische Experten und Tipps der Hüttenwirte. Natürlich freuen wir uns über jeden Tag mit Sonne und gutem Wetter, um trockenen Fußes die weiten Ausblicke genießen zu können. Aber eigentlich spielt auf solch einer Tour das Wetter keine so große Rolle. Wir wandern jeden Tag bei jedem Wetter, die Kleidung ist darauf ausgerichtet. Nur eines ist extrem wichtig: schwere Gewitter und massive Wetter-Stürze mit extremer Kälte können im Hochgebirge eine echte Gefahr sein. Eine Lektion lernen wir: Lieber einmal bereits um 6:00 Uhr in der Frühe aufbrechen und frühzeitig in der nächsten Hütte sein, als oben im Fels dem Unwetter gnadenlos ausgesetzt zu sein. Die Tierwelt wird in den Nationalparks besonders geschützt. Ein junger Gams-Bock durchschreitet das steinerne Meer auf Futtersuche, im Großglocknermassiv kreisen sogar große Greifvögel wie Adler und Bartgeier. Und in niedrig liegenderen Almen grasen Kühe oder Schafe. Natürlich summen und brummen über den blühenden Bergwiesen auch Bienen, Hummeln, Mücken und viele andere geschützte Insekten. Mitten in der Natur, erleben wir die Pflanzenvielfalt hautnah.

 

An einigen Tagen starten wir weiter unten in natürlichen Wäldern und steigen langsam in grüne Oasen auf. An anderen Tagen beginnt unsere Etappe in höheren Lagen. Dort dominieren saftige Wiesen, noch weiter oben dann baumlose Gras-, Moos- oder Seden-Flächen bis im hochalpinen Gelände über 2.000 m Höhe dann Fels oder gar Schnee und Gletscher die Szenerie prägen und allen zeigen: Hier wird es für alles Leben bedrohlicher, kälter, karger, unwirtlicher. Aber selbst ganz oben finden spezialisierte Überlebenskünstler wie Enzian oder Edelweiß noch ihren Lebensraum. Für uns Wanderer sind das ganz besondere Einsichten, denn wir erleben die Lebensfeindlichkeit dieser Regionen unmittelbar. Wir müssen wärmende oder wasserdichte Kleidung anlegen, um nicht zu frieren. Wir müssen unsere Wasservorräte gut einteilen, bis wir zur nächsten Rast kommen. All das gehört zum Erlebten dazu. Spannend ist auch, dass sich sowohl Tier- und Pflanzenwelt, aber auch höchst abwechslungsreiche Kulinarik von Norden nach Süden ändern. Die Reise beginnt mit feinen Biergenüssen in Deutschland, geht weiter mit leckeren„Schmankerl“ auf Österreichs Hütten und endet bei herrlichen Tröpfchen im Weinland Italien.

Vierte Dimension: Erlebnisse in einer geführten Gruppen-Tour

Welche Vorteile liegen in einer geführten Gruppen-Wanderung? Ein Vorteil liegt auf der Hand: Die Bergführerin ist für Sicherheit und Routenwahl verantwortlich, kümmert sich um Wegführung, gibt Tipps und hilft jedem, der in anspruchsvollen Situationen mentale Unterstützung benötigt. Außerdem wird im Rahmen der Möglichkeiten die Tagesetappe optimal den Wetterbedingungen angepasst. Darüber hinaus sorgt sie in Perfektion dafür, dass wie von Geisterhand die gesamte Organisation völlig reibungslos verläuft. Ausrüstungschecks, technische Übungen, Konditions- und Gesundheitschecks aller Gruppenteilnehmer gehören selbstverständlich dazu. Sie hilft in Schnee- oder Gletscherfeldern die mitgenommenen Steighilfen und Stöcke richtig einzusetzen, ausreichende Trink- und Esspausen vorzunehmen und besonders gefährliche Passagen sicher zu meistern.

 

Unbezahlbar sind jedoch die vielen Insider-Informationen eines Berg-Profis mit Leidenschaft: über Entstehung der Gebirge, Besonderheiten der Flora und Fauna, kulturelle Besonderheiten bis hin zu täglichen Besprechungen über die anstehenden Tagesetappen oder emotionalen Austausch der Stimmung und Erlebnisse beim Abendessen. Wir empfanden dies rundum glücklich als absolute Sorglos-Betreuung, die die gesamte Gruppe zusammengeführt, physisch und psychisch gefestigt und auch im Geiste verbunden hat. Die Teilnehmer*innen waren im Alter von Anfang 20 bis über 60 Jahre, Männer und Frauen aus vielen Teilen Deutschlands zufällig zusammengewürfelt. Es war herausragend! Nach sieben Tagen waren wir eine eingeschworene, echte Wander-Gemeinschaft, in der alles Erlebte mit Freude geteilt und gemeinsame Motivation bei Herausforderungen gefunden wird. Jeder konnte sich stets auf jede*n Andere*n 100% verlassen. Ich kann sagen:

Die erlebten Glücksmomente mit lieb gewonnenen Menschen zu teilen, macht mich doppelt glücklich!

Fünfte Dimension: Persönliche Einsichten

Diese Tour hat persönliche Spuren hinterlassen! Mit eigener Kraft und allem „Hab und Gut“ auf uralten Pfaden die Alpen durchquert zu haben, ist ein erhebendes Gefühl. Dieses Glücksgefühl kann man nicht kaufen, man muss sich schon aufmachen und es selbst erleben! Viele Aspekte nähren dieses Glück: Wir sind uns alle selbst und gegenseitig als Menschen sehr nahegekommen. Am Berg ist das Miteinander, die gegenseitige Unterstützung und ungeschminkte Persönlichkeit einfach unmittelbar. Niemand kann sich (vor sich selbst und anderen) verstecken. Man spürt auf solch einer Tour auch, wie lohnenswert es ist, die Naturschönheiten zu bewahren, einen bewussten Umgang mit den lebenswichtigen Ressourcen, aber auch mit sich selbst zu pflegen. Und zugleich habe ich großen Respekt vor jenen Menschen, die seit Alter her den Kultur- und Lebensraum der Alpen für sich entdeckt und bis heute gepflegt haben. Noch nicht wieder zu Hause angekommen habe ich deshalb die Mitgliedschaft im Deutschen Alpenverein beantragt, um meinen kleinen Beitrag zur Pflege der Hütten, Wege und Natur zu leisten. Im Angesicht Jahr Millionen alter Gebirgszüge erscheint unser kurzes Leben eher zweitrangig. Vielleicht ist auch das ein „Learning“: sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Oder anders ausgedrückt: mit Neugier und Leidenschaft die Welt und sich selbst immer neu entdecken, das macht wirklich glücklich!


Weitere Wander-Tipps

Wenn ihr euch noch nicht sicher seid, ob eine lange Wandertour das Richtige für euch ist, kommt doch einfach mit uns auf eine komfortable Gebeco-Wanderreise. Wir haben verschiedene Reisen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden im Programm. In der Regel seid ihr nur mit eurem Tagesrucksack unterwegs und Steigeisen braucht ihr nie. Im Blogartikel "Tipps und Packliste für die Gebeco Wanderreise" findet ihr weitere Infos.



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